Am Prebischtor (Pravčická brána) in der Böhmischen Schweiz

Eine Tageswanderung verbindet das beeindruckende Felstor im Elbsandsteingebirge mit einer Kahnfahrt durch die Edmundsklamm.

Prebischtor
Prebischtor (Pravčická brána) mit dem Vulkan Rosenberg (Růžovský vrch) im Hintergrund

Das beeindruckende Prebischtor in der Nähe von Hřensko ist mit Abstand das größte Felstor im Elbsandsteingebirge und das größte in Europa, es kann fast mit den berühmten Felstoren auf dem Coloradoplateau in den USA (z. B. Arches-Nationalpark in Utah) mithalten.

Ich kannte bisher vor allem die Sächsische Schweiz auf der anderen Seite der Grenze, mit ihren Tafelbergen und Sandsteintürmen, mit dem Wechsel aus weiten Ausblicken und engen Schluchten und auch dort gibt es (kleinere) Felstore wie den sogenannten Kuhstall. Die in Tschechien direkt anschließende Böhmische Schweiz ist natürlich sehr ähnlich, aber das Prebischtor sticht heraus und es ist neben Bastei, Königsstein und Schrammsteinaussicht eines der Highlights der ganzen Region. Von den Aussichtspunkten oberhalb des Felstors kann man auf der anderen Seite auch hier eine typische „Felsenstadt“ mit stark geklüfteten Felsen und Felstürmen sehen.

Der Sandstein mit einer Gesamtmächtigkeit von stellenweise über 500 m wurde in der späten Kreidezeit in Küstennähe im Meer abgelagert, das damals einen Höchststand erreichte (s.a. Bewegte Bergwelt). Dieses Becken hatte eine viel größere Ausdehnung als das heutige Elbsandsteingebirge und reichte z.B. bis in ins weiter östlich gelegene Böhmische Paradies. Gegen Ende der Kreidezeit zog sich das Meer zurück und eine Überschiebung entlang der Lausitzer Verwerfung führte zu einer ersten Hebung.

Prebischtor
Prebischtor

Die Felsformationen entstanden durch Erosion in mehreren Phasen, wobei das Netzwerk aus Klüften (hauchdünne Risse) eine wichtige Rolle spielte. Als Erstes kam es im Tertiär bei feucht-heißem Klima im Untergrund zu einer starken chemischen Verwitterung, was vor allem entlang der Klüfte den Zement zwischen den Sandkörnern angriff. In dieser Zeit setzten weitere tektonische Bewegungen als eine Fernwirkung der Alpen ein: Europa reagierte auf die dortige Gebirgsbildung mit Ausweichbewegungen kleinerer Krustenblöcke und einer Dehnung etwa in Ost-West-Richtung. Unmittelbar südöstlich des Elbsandsteingebirges senkte sich dadurch der Egergraben, an dessen Nordwestseite sich das Erzgebirge hob. Das Elbsandsteingebirge befindet sich randlich am Ende des Grabens, es wurde in mehreren Phasen ebenfalls gehoben — vor allem im Südwesten — und verkippt. Die Entstehung des Grabensystems ging auch im Elbsandsteingebirge mit Vulkanismus einher. Viele Vulkane sind heute durch ihre Kuppelform leicht zu erkennen, etwa der Große Winterberg (ca. 2 km nordwestlich des Prebischtors, jenseits der Grenze) und Růžovský vrch (Rosenberg, ca. 4 km südöstlich des Prebischtors und gut von den Aussichtspunkten aus zu sehen).

Die Elbe und ihre Nebenflüsse schnitten sich in die sich hebende Scholle ein und die Erosion änderte sich grundlegend: Das bereits lockere Material entlang der Klüfte wurde schnell ausgespült. Während der Eiszeiten gab es eine starke Erosion durch Frostsprengung. Seither ist die Verwitterung langsamer, aber Wasser, Frost und Salz (durch kapillar aufsteigendes Wasser) verändern noch immer die Form der Felsen. Die einstige Tafel ist in eine Landschaft mit tiefen Schluchten, sanft hügeligen Plateaus und noch höheren Tafelbergen aufgelöst.

Erster Schritt für die Entstehung eines Felstors ist eine Felsmauer (engl.: fin, Rückenflosse) aus Sandstein, die zwischen zwei durch Erosion geweiteten Klüften stehengeblieben ist. Nun dürfte der als Exfoliation bezeichnete Prozess die wichtigste Rolle spielen. Damit meint man ein Ablösen von schalenförmigen Gesteinsplatten insbesondere bei Granit, was durch die Druckentlastung (beim Abtragen des überlagernden Gesteins) ausgelöst wird. Ganz ähnlich können bei Druckentlastung an einer Sandstein-Felswand große Platten abplatzen. Mit etwas Glück entsteht so ein Fenster in der Sandsteinmauer. Weitere Blöcke stürzen nach, bis entweder die Statik wie bei einer Brücke stimmt oder (was wahrscheinlicher ist) die gesamte Struktur eingestürzt ist.

Das Prebischtor kann nur zu Fuß erreicht werden, und zwar entweder von Hřensko (der Grenzort an der Elbe) oder von Mezni Louka (kaum mehr als ein Hotel und ein Campingplatz an der Straße Richtung Jetřichovice). Da zwischen beiden Orten auf der anderen Seite der Straße die Edmundsklamm verläuft, bietet sich ein Rundweg (ca. 5 h) an. Ein Teil der Edmundsklamm ist aufgestaut und die Wanderer werden für ein paar Euro oder Kronen auf einem Stocherkahn befördert. Dabei passiert man auch einen künstlichen Wasserfall, der per Reißleine aktiviert wird, und ähnliche grandiose Highlights, die zum Glück von den Kapitänen mit viel Ironie kommentiert werden.

Literatur

Migon (2010) Geomorphical Landscapes of the World. Springer, Heidelberg.

Wagenbreth, Steiner (2015) Geologische Streifzüge: Landschaft und Erdgeschichte zwischen Kap Arkona und Fichtelberg. 4. Aufl., Springer, Heidelberg.

Geologische Karte der Nationalparkregion Sächsische Schweiz (1993)

Neukirchen (2022) Bewegte Bergwelt: Gebirge und wie sie entstehen. 2. Aufl. Springer, Heidelberg.


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