Minerale und Gesteine zwischen
Oldoinyo Lengai und Natronsee

Der Vulkan Oldoinyo Lengai (Expeditionsbericht 2003 mit weiteren Erläuterungen und Literaturhinweisen) ist bekannt für seine eigensinnigen Laven: Natrokarbonatit gibt es nur hier, zugleich ist er der einzige aktive Karbonatitvulkan der Welt. Doch auch die silikatischen Gesteine, die den größten Teil des Vulkans ausmachen, sind einzigartig wie Combeit-Nephelinit und Wollastonit-Nephelinit (Klaudius und Keller 2006, Lithos 91, 173-190). Wollastonit und Nephelin sind in den Gesteinen gut zu sehen, der seltene Combeit ist jedoch zu klein.

Magnetit auf Wollastonit Breite ca. 6 cm.
Magnetit auf Wollastonit, Breite ca. 6 cm.

Natürlich sind auch andere Minerale, die typisch für alkalinen Vulkanismus sind zu finden, darunter Ägirin und der schwarze Titan-Granat Melanit. Phlogopit glitzert überall in den Tuffen der weiteren Umgebung.

Akkumulat mit Nephelin in Magnetit, Pyroxen und Melanit, Breite ca. 7 cm.
Kumulat mit Nephelin in Magnetit, Pyroxen und Melanit, Breite ca. 7 cm.

An einem besonders glücklichen Tag fanden wir einen Gesteinsbrocken, der grünlich-gelben Haüyn in Edelsteinqualität enthielt (Zaitsev, Zaitseva, Buyko, Keller, Klaudius, Zolotarev, 2009. Gem-Quality Yellow-Green Haüyne from Oldoinyo Lengai Volcano, Northern Tanzania. Gems & Gemology 45, 200-203).

Haüyn in Edelsteinqualität, Breite 1,5 cm
Haüyn in Edelsteinqualität, Breite 1,5 cm

Olivinmelilithe sind vermutlich die primitiven Magmen, aus denen die hochentwickelten Magmen des Vulkans entstanden sind. Dieses Gestein (als Lava oder Tuff) kommt aber nur an den Explosionskratern in der weiteren Umgebung des Kegels vor.

Alumoakermanit (Melilith), 14 mm groß

Erstaunlich grosse Kristalle von Melilith gibt es jedoch am Lengai selbst, diese haben eine sehr „entwickelte“ Zusammensetzung mit hohen Gehalten von Fe und Na. Damit handelt es sich um ein neues Mineral der Melilith-Gruppe, das den Namen Alumoakermanit bekommen hat (Keller et al. 2006, Lithos 91, 150-172; Wiedenmann et al. 2009, Mineralogical Magazine 73, 373-384).

Olivin, von einem der Olivinmelilithit-Explosionskrater in der Umgebung des Vulkans, der größte Kristall hat ca. 1,5 cm
Olivin, von einem der Olivinmelilithit-Explosionskrater in der Umgebung des Vulkans, der größte Kristall hat ca. 1,5 cm

In der Bruchstufe des ostafrikanischen Grabens zwischen Oldoinyo Lengai und Natronsee sind Flutlaven aufgeschlossen. Darunter auch ein schöner porphyrischer Nephelinit (Neukirchen et al. 2010, Journal of African Earth Sciences 58, 734-751).

ein porphyrischer Nephelinit aus der Bruchstufe des Grabens, Breite ca. 7,5 cm
ein porphyrischer Nephelinit aus der Bruchstufe des Grabens, Breite ca. 7,5 cm

Während einem Wasserhochstand des Natronsees im Pleistozän bildeten sich auf den heute den See umgebenen Hängen Stromatolithen (Icole et al. 1990, Sedimentary Geology 69, 139-155). Die lagigen Kalkablagerungen sind das Produkt von Cyanobakterien — eine sehr frühe Lebensform, die aber z.B. im Shark Bay (Australien) auch heute noch vorkommt.

Stromatolith aus der Umgebung des Natronsees, Breite ca. 9 cm
Stromatolith aus der Umgebung des Natronsees, Breite ca. 9 cm

Am Natronsee selbst bildet sich in der Trockenzeit eine Salzplaya, in der vor allem verschiedene Natriumhydrogenkarbonate abgelagert werden.

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