Von analoger zu digitaler Fotografie

f/5 and be there? Cropfaktoren und Brennweiten und was beim Umstieg zu beachten ist

Ich werde immer wieder gefragt, wie sich das Fotografieren mit einer digitalen Spiegelreflexkamera vom Fotografieren mit Film unterscheidet. Der Vorteil, das Bild sofort zu sehen und im Notfall nochmal zu schießen liegt genauso auf der Hand wie derjenige, kein Geld für Filme und Entwicklung ausgeben zu müssen. Aber sonst?

jpg_sensorsize-fe6ceDie Sensoren von digitalen Spiegelreflexkameras sind in der Regel kleiner als der Film einer Kleinbild-Kamera (z.B. 15×22 mm statt 24×36 mm). Ausnahmen sind die teuren Fullframe-Modelle, bei denen der Sensor so groß ist wie 36 mm – Film, aber diese wollen wir einmal beiseite lassen. Somit nimmt der Chip auch nur einen Ausschnitt des Bildes auf, das das selbe Objektiv an einer analogen Kamera aufgenommen hätte (Bild rechts), das Sichtfeld beim Blick durch ein bestimmtes Objektiv ändert sich also. Oder anders ausgedrückt, der genutzte Bildwinkel ist keiner.

Das Verhältnis der Diagonalen beider Formate wird als Formatfaktor (engl. crop factor) bezeichnet. Die meisten digitalen Spiegelreflexkameras haben einen Formatfaktor von 1,5 oder 1,6. Wir werden sehen, dass man sich den Formatfaktor der Kamera merken sollte…

Da sich durch den kleineren Sensor das Sichtfeld eines Objektives ändert, brauchen wir Objektive in anderen Brennweiten, um das selbe Bild aufzunehmen. Als Normalobjektiv an der KB-Kamera gilt eine Brennweite von 50 mm, an der Digitalen brauchen wir nun 30 mm (≈ 50/1,6). Schon landen neue Objektive auf dem Einkaufszettel…

Entsprechende Brennweiten in mm für gleiches Sichtfeld:

KB-Kamera 20 35 50 100 200 400
Digital (1,6) 13 22 30 63 125 250
Weit Norm Tele

Tatsächlich kann ich die Objektive, die ich an der analogen KB-Kamera benutzt habe, an die digitale Kamera schrauben, aber dabei wird aus einem Normalobjektiv ein leichtes Tele, aus einem leichten Tele ein starkes Tele, usw. und aus einem starken Weitwinkel nur ein moderates Weitwinkel. Weitwinkel-Objektive sind der Schwachpunkt bei kleineren Sensoren! Andererseits hat der kleinere genutzte Bildwinkel den Vorteil, dass man leichtere Objektive bauen kann (die dann allerdings nicht auf die analoge Kamera passen).

Eine weitere Änderung ergibt sich in der Schärfentiefe: die digitale Kamera hat bei selber Blende und bei selbem Sichtfeld (z.B. 30 mm Objektiv statt 50 mm Objektiv) eine 1,6 mal größere Schärfentiefe. Für Landschaften ist das praktisch, nicht aber bei Portraits, bei denen der Hintergrund unscharf sein soll. Anders herum gesagt: um die selbe Schärfentiefe bei selbem Sichtfeld zu erreichen, muß eine größere Blende eingestellt werden: z.B. hat an der KB-Kamera ein 50 mm Objektiv bei Blende f/8 die selbe Schärfentiefe und das selbe Sichtfeld wie ein 30 mm Objektiv bei Blende f/5 (8/1,6 = 5) an der digitalen. Spaßeshalber eine Tabelle:

Selbe Schärfentiefe bei folgenden Blenden (Objektive mit entsprechendem Sichtfeld):

KB-Kamera f/2,8 f/2,8 f/4 f/5,6 f/8 f/11 f/16 f/22
Digital f/1,6 f/1,6 f/2,5 f/3,5 f/5 f/7,1 f/10 f/14

(auf 1/3 Blendenschritte gerundet)

Sollte es also „f/5 and be there“ heißen?  Vielleicht beruhigt es, dass sich für die richtige Belichtung nichts an den Blende-Belichtungszeit-Kombinationen ändert.

Jetzt habe ich möglicherweise mehr verwirrt als erklärt? Zumindest sollte klar geworden sein, dass es anders ist, mit einem kleineren Sensor zu fotografieren. Wer tiefer in die Materie steigen will:
Depth of field and your digital camera
Depth of Field (Wikipedia)
Depth of Field Calculator


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