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Per Motorrad durch das vietnamesische Bergland

Von Hanoi über Bergstraßen nach Sapa im Nordwesten von Vietnam

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Auf einem Motorrad lasse ich mich durch den wilden und rauen Nordwesten fahren. Drei lange Tage brauchen wir bis Sapa, hoch in den Bergen nahe der chinesischen Grenze. Es geht auf schmalen Sträßchen, bei denen die Asphaltdecke streckenweise nur noch in Resten vorhanden ist, über unzählige Pässe. Die Berglandschaft ist dabei erstaunlich vielfältig, mal mit Kegelkarst, dann weite Täler mit saftig grünen Reisfeldern, in denen überall verstreut Menschen arbeiten. Schroffe Marmorklippen mit dichtem Wald ragen aus einem Tal, in dem tief unten Reisterrassen an steilen Hängen kleben.

 

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Immer wieder kleine Dörfer mit Holzhäusern, in denen die Hilltribes mit ihren bunten Trachten wohnen. Ich habe mich ja bisher noch nie für „Völkerkunde“ begeistern können, aber der Wechsel der Farben von Tal zu Tal war genauso faszinierend, wie die angstvoll-scheue Reaktion auf meine Kamera. Wir waren so ab vom Touri-Pfad…

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In Sapa selbst sind sie Touristen gewohnt, die wie eine Herde durch ein nahegelegenes Dorf ziehen. Und trotzdem hat sich nicht sehr viel verändert. Trotz Motorrädern, vereinzeltem TV und fortschreitender Elektrifizierung. Die Arbeit auf den steilen Feldern in abgelegenen Dörfern sieht höllisch hart aus. Tagelang ist für manche der Weg zum Markt, wohin die Güter in einem Korb auf dem Rücken getragen werden…

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Jetzt habe ich auch Hundefleisch probiert und ich hätte nicht gedacht, dass ich den Geschmack so unangenehm finde. Nicht zu empfehlen.

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Die Rückfahrt nach Hanoi ist ein weiterer endloser Tag, nonstop auf dem Bike. Ein Bahnübergang in der Dämmerung, die Frauen schieben geduldig das Schiebegitter in den nicht stoppen-wollenden Verkehr. Als rote Ampel dient ein rotes Sturmlicht, in dem eine Kerze flackert…

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Halong Bay

Kegelkarst-Inselwelt im Norden von Vietnam

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Nieselregen und Nebel, die Felsformationen, das Meer und der Himmel gehen in verschiedenen Grautönen ineinander über. Zum Glück reißt es hin und wieder ein wenig auf und es ist zu ahnen, wie schön die Landschaft bei besserem Wetter sein muss. Und die unterschiedlichen Karst-Formen sind ja auch bei Regen zu sehen…

Ich treffe bei dieser Tour einen ganzen Haufen netter Menschen, so male ich mir mit einem russischen Pärchen aus, wie Ho Chi Minh mit Lenin in Moskau bei ein paar Joints die Befreiung Vietnams ausheckt… Hilft über die Einsamkeit der letzten Wochen hinweg und darüber, dass das Tourprogramm (3 Tage, kleine Gruppe) nicht wirklich dem versprochenen entspricht. Auch merkwürdig, wie alle paar Stunden die Gruppe auseinandergerissen und neu zusammengesetzt wird.


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Hue

Zitadelle und königliche Gräber im zentralen Vietnam

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Trotz Dauerregen und Kälte war Hue weit interessanter als erwartet: die Zitadelle und die königlichen Gräber sind zwar nicht allzu alt (18. / 19. Jh), aber die Parkanlagen mit künstlichen Seen und hölzernen Gebäuden, roter Lack und grün glasierte Ziegeldächer, die von Porzellan-Mosaik-Drachen gekrönt sind… hat doch einiges. Ziemlich Ostasiatisch.

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Hoi An

Altstadt im zentralen Vietnam

Markt in Hoi An
Markt in Hoi An

Eine hübsche Altstadt, chinesische Handelshäuser, zweistöckig mit Ziegeldächern, ein bunter Markt und sehr gutes Essen. Nur ein wenig zu viele Souvenirshops.

Hoi An
Hoi An
Dächer in Hoi An
Dächer in Hoi An

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In der Nähe liegen die Cham-Ruinen My Son (ca. 9. Jh), kleine Tempel aus Ziegeln, die ohne Mörtel übereinander gestapelt wurden. In den Ritzen haben einige Pflanzen Wurzel gefasst, was zusammen mit der hügeligen Landschaft ziemlich hübsch aussieht. Wie alle anderen frühen Kulturen in Südostasien waren auch die Cham unter dem Einfluss von Indien und China, wobei vor allem Indien in Architektur und Religion dominiert. Interessant, in den Figuren immer wieder Shiva, Vishnu oder Buddha an denselben Attributen zu erkennen, obwohl es von Region zu Region trotzdem große Unterschiede in Frisur, Form der Augen usw. gibt.

My Son
My Son

Und jetzt einen Ca Fe. Nach Monaten Nescafe ist der wundervoll starke vietnamesische Kaffee eine wahre Wohltat.

Schuluniformen aus weißer Seide
Schuluniformen aus weißer Seide

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Mui Ne, Dalat und Na Thrang

Im südlichen Vietnam

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Mui Ne: Strand, Fischerdorf… und vor allem große Sanddünen in Weiß und Orange.

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Die Central Highlands um Dalat erinnern ein wenig an den Schwarzwald. Und da die Wasserfälle mehr oder weniger trocken gefallen sind, hat sich der Umweg nicht wirklich gelohnt. Die Fälle in der direkten Umgebung der Stadt (die viele Vietnamesen als die schönste in Vietnam bezeichnet haben – wohl weil sie am europäischsten ist) sind für vietnamesische Touris ausgebaut: u.a. verleihen Fotografen bunte Trachten von ethnischen Minderheiten und Plastikblumen für Kitschfotos.

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In Nha Trang entspanne ich in den Hot Springs mit einem Schlammbad…


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Ho Chi Minh City

In der Metropole im Süden von Vietnam

Durian
Durian

Lebendig, ein wenig hektisch: wie eine Lawine wälzt sich der nicht endende Strom von Motorrädern durch die Straßen von Saigon, laut Statistik gibt es hier so viele Motorräder wie Einwohner (und pro Tag 8 Tote durch Verkehrsunfälle – immerhin halb so viele wie noch vor 4 Jahren). Die wenigen Propagandatafeln mit Hammer und Sichel oder Uncle Ho wirken etwas deplatziert zwischen den vielen wesentlich größeren Leuchtschriften für Casio, Pepsi oder Mercedes. In den Straßen reihen sich Modeboutiquen und Elektronikshops aneinander, nur die überall hängenden roten Fahnen mit gelbem Stern erinnern daran, dass dies eine sozialistische Republik ist.

Viele Frauen tragen tagsüber langärmlige Handschuhe und ein Tuch vor dem Gesicht: um ja nicht braun zu werden…

Das interessante War Remnants Museum zeigt nicht nur amerikanische Waffen aus dem Krieg, sondern vor allem hunderte Photos von GI’s, Viet Cong, Verwundeten und Toten, Napalm-Opfern und den Folgen von Agent Orange… Außerhalb der Stadt krabbel ich durch einen engen, rekonstruierten Tunnel der Viet Cong, das weitverzweigte Netz vor den Toren der Stadt ermöglichte es den Guerilleros, der US Army schwere Verluste zuzufügen, ohne je gesehen zu werden.


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Mekong Delta

Bei den schwimmenden Märkten (Vietnam)

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Ein dichtes Netz aus schmalen Kanälen und breiten Flussarmen durchzieht die weite Ebene, gesäumt von Mango- und anderen Bäumen, Häusern auf Stelzen… Mit einem kleinen Boot fahren wir stundenlang hindurch, vor allem aber zu zwei Floating Markets: auf kleinen Ruderbooten, z.T. auch von kleinen Hausbooten, werden Früchte, Gemüse, Fleisch und Fisch verkauft. Ein dichtes Gewimmel, die Boote stoßen immer wieder aneinander, Melonen werden herüber gereicht, Fisch filetiert, Eisblöcke kleingestoßen… viele der Frauen tragen bunte, weite Gewänder und die obligatorischen kegelförmigen Hüte.

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Von Kambodscha nach Vietnam

Per Boot fahre ich von Phnom Penh den Mekong hinunter nach Vietnam. An der Grenze müssen wir kurz in einen Quarantäne-Raum und ein paar Cent bezahlen (effektiv gegen SARS…), das Gepäck wird (selbst an diesem winzigen Übergang) geröntgt und letztlich geht es weiter nach Chao Doc im Mekong Delta. Ich nehme gleich einen Bus nach Cantho…


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Phnom Penh

In der Hauptstadt von Kambodscha

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Ich beginne, diese Motorradtaxen zu genießen: der Fahrer hat meinen großen Rucksack auf dem Schoss, ich den Daypack auf dem Rücken und so cruisen wir durch den dichten Stadtverkehr zum Guesthouse. Dieses ist ganz aus Holz auf Stelzen gebaut, am Ufer eines kleinen Sees.

Phnom Penh liegt hübsch am Zusammenfluss des Tonle Sap Rivers und des Mekong. Für alle Fans geographischer Besonderheiten ist der Tonle Sap River ein Begriff: in der Regenzeit führt der Mekong so viel Wasser, dass der Tonle Sap seine Richtung umkehrt und „flussaufwärts“ den Tonle Sap See um ein vielfaches anschwellen lässt…

Ansonsten hat diese Stadt nicht sonderlich viel zu bieten. Ein paar exzellente Skulpturen aus Angkor stehen im Nationalmuseum, ein Tempel, das ehemalige Gefängnis S-21 hält Erinnerungen an dunkle Zeiten wach, bunte Märkte… Manche Reisende schwören auf die vielen Bars, aber ich bin kein großer Fan von seichtem Dancefloor. Stattdessen mache ich einen kleinen Abstecher nach Sihanoukville, ans Meer. (Dort behauptet der Boy im Restaurant doch tatsächlich, Baguette sei Cambodian Food!)

In einer Art Anfall von paranoidem Wahn lässt mich das Gefühl nicht los, dass all die Mädchen, die mich anlächeln, dabei hoffen, dass ich sie für ein paar Dollar mit ins Bett nehme. Bitter all die alten Knacker mit ihren jungen hübschen „Freundinnen“ zu sehen. Noch bitterer jener Punkt in der Hausordnung des Guesthouses, dass minderjährige Kinder nicht mitgebracht werden dürfen!


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Holiday in Cambodia

Über die Khmer Rouge

… It’s tough, kid, but it’s life …

Seit die Scheibe der Dead Kennedys herausgekommen ist, ist einige Zeit vergangen und von der Zeit der Khmer Rouge ist nicht viel merkliches übrig geblieben. Die Minenopfer, die vor den Tempeln in Angkor musizieren oder am Strand in Sihanoukville betteln, erinnern an die vielen unmarkierten Minenfelder; die schockierenden Bilder im Gefängnis S-21 mahnen wie die aufgestapelten Schädel am Killing Field. Mir fällt auf, dass es verdammt wenige Menschen in meinem Alter gibt. Um so mehr Kinder…

Es ist unfassbar, zu welchem Wahnsinn die Idee einer befreiten Menschheit auf dem Umweg über Mao mutieren kann: während Marx immerhin der Bourgeoisie zugestanden hat, die Menschheit aus der Idiotie des Landlebens gerissen zu haben (sorry an alle Landkommunen-RomantikerInnen), wollte Pol Pot die ideale Bauerngesellschaft aufbauen und zwang daher alle Stadtbewohner, sich auf Feldern abzurackern, um das „Arbeiten zu lernen“. Phnom Penh wurde zur Geisterstadt, Intellektuelle und Akademiker (es reichte schon, eine Brille zu tragen) wurden genauso umgebracht wie die Stützen der alten Gesellschaft und letztlich auf Verdacht auch die eigenen Kader – oft auf grausame, Munition sparende Weise. Massenhaft wurde gefoltert und vergewaltigt und die Essensrationen waren winzig, da mit dem produzierten Reis Waffen von China gekauft wurden…

Aus dem ursprünglichen Kampf um die Gleichheit der Genüsse für alle Individuen wurde die totale Gleichmacherei und Uniformierung und der Kampf gegen alle Genüsse. Gleichzeitig führte der Wahn, das Land auf die Größe des historischen Khmer-Reiches auszudehnen, unweigerlich zum Krieg mit dem sozialistischen Vietnam… (und schon vor 1000 Jahren war China mit den Khmer im Krieg gegen ein Königreich in Zentralvietnam verbündet…). Die Vietnamesischen Soldaten machten letztlich dem Spuk ein Ende, inzwischen sind aber rund 2 Millionen durch Hunger oder Mord gestorben – rund 1/4 der Bevölkerung! (Natürlich, die Zahlen sagen nichts, nur die schrecklichen einzelnen Details.) Das sozialistische China, das die Khmer Rouge unterstützt hatte, marschiert später im sozialistischen Vietnam ein, um „eine Lektion zu erteilen“. Und in Kambodschas Hinterland kämpfen die Khmer Rouge noch einige Jahre weiter, bewaffnet durch China und Thailand (und indirekt den USA), die wiederum dadurch den Einfluss Vietnams eingrenzen wollen… Geschichte ist manchmal kompliziert und meist blutig!


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