Wadi Rum, Wüste vom Feinsten

Per Jeep, Kamel und zu Fuß durch eine Wüste aus Felsen und Sand im Süden von Jordanien

Wadi Rum
Wadi Rum

Durch das Echo wird der Ruf des Muezzins im Dorf Rum zu einer merkwürdig auf- und abwallenden Musik verzerrt. Die Umgebung ist eine faszinierende Wüstenlandschaft, die wie ein Magnet Touristen anzieht: hohe Berge aus Sandstein stehen wie Inseln auf einer weiten gelblichen Ebene, die an anderer Stelle sich zu einigen Schluchten verengt. Ein paar Sanddünen, bizarr geformte Felsen, Felstore…

Wadi Rum
Felsformation in Wadi Rum
Felstor in Wadi Rum
Felstor in Wadi Rum

Eine Jeeptour nehme ich als Einführung, bevor ich zu Fuß – barfuß – die Gegend erkunde. Abends sitzen wir bei einer Nargile im Camp, sehen den Sternschnuppen zu und beschließen, nicht im Zelt zu schlafen, sondern auf einem kleinen Felsen nebenan. Mitten in der Nacht wache ich durch um uns herum streunende Schritte auf und plötzlich steht neben uns ein Beduine in weißem, wehendem Gewand: „Camel riding tomorrow?“ Sein Kamel, das für jemand anderes gedacht war, war jedoch am nächsten Morgen verschwunden, es dauerte Stunden, es wieder einzufangen. Einen Tag später schien es zunächst besser zu klappen mit den Kamelen, jedes war am Sattel des vorderen festgebunden und so begannen wir unseren Rückweg Richtung Dorf. Irgendwann trieb der Kameltreiber auf dem vorderen zum Galopp an, dem alle folgen, außer dem letzten, hinter mir. Ehe ich mich versah, flog ich in einem hohen Bogen mit samt Sattel in den Sand! Nun durften wir die Viecher selber lenken, was deutlich besser klappte.

Wadi Rum
Wadi Rum

Zu guter Letzt machte ich eine lohnende Wanderung vom Dorf aus, durch eine enge Schlucht quer durch den östlich gelegenen Berg. Der Weg ist nicht immer leicht zu finden und an jedem (trockenen) „Wasserfall“ wurde es zu leichter Kletterei. Irgendwann fand ich den Weg nicht, das einzige, was möglich aussah, war einen Riss hinauf und oben war tatsächlich ein Steinmann zu sehen… Die letzten Meter waren dann aber sehr unangenehm, ich klemmte mit meinem Rucksack in einer Sanduhr, barfuß, weil das immer noch besser war als Sandalen, und tastete verzweifelt nach einem Griff. Schließlich nehme ich all meinen Mut zusammen, jetzt bloß nicht fallen. Oben angekommen scheint mir, dass ich schon ein gutes Stück früher hinauf zu einem Felsband hätte aufsteigen sollen… Also auf dieser Tour wäre ein Führer durchaus vernünftig gewesen. Letztlich komme ich bei den Sanddünen aus und wandere in einem weiten Bogen zurück.


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Florian Neukirchen
Nahöstlicher Diwan
Unterwegs zwischen Teheran und Tel Aviv
ISBN 978-3-89514-925-2