Puebla und Cholula

Kolonialstädte, die größte Pyramide der Welt und ein aktiver Vulkan in Sicht (Mexiko)

Popocatépetl von Cholula
Popocatépetl von Cholula

Die Millionenstadt Puebla liegt östlich der Vulkane Popocatépetl und Iztaccíhuatl, die wesentlich ältere Kleinstadt Cholula ist heute quasi ein westlicher Vorort. Beide sind sehenswert, mit Kolonialarchitektur, Ruinen der Cholula-Kultur und im Hintergrund raucht der aktive Vulkan Popocatépetl (der Smog hielt sich zum Glück in Grenzen).

Puebla

Leider war diese Gegend vom Erdbeben vor einem Monat (19.09.2017) besonders stark betroffen, bei einigen Kirchen liegt die Kirchturmspitze neben dem Turm auf dem Bürgersteig und bei manchen Palästen (auch die Casa del Alfeñique mit ihrer mit Stuckschnörkeln überfrachteten Fassade) muss die Fassade mit einem Holz- oder Metallgestell abgestürzt werden. Entsprechend waren viele Kirchen und Museen geschlossen.

Erdbebenschäden in Puebla

Im Großen und Ganzen stehen beide Städte aber noch. Puebla hat ein ganz anderes Flair als die meisten anderen Kolonialstädte, als z.B. Mérida, San Cristóbal, Oaxaca, Taxco oder auch Cholula. Die Gebäude sind nicht so niedrig, sondern mehrere Stockwerke hoch, die Fassaden sind voller Details. Die Stadt ist bekannt dafür, dass viele Fassaden (bei Weitem nicht alle) mit bemalten Kacheln, azulejos, geschmückt sind.

Kathedrale in Puebla
Kathedrale in Puebla

Beeindruckend ist die Kathedrale (Renaissance und Barock). Die anderen Kirchen sind sehr Barock, wovon ich mich im Museo Amparo erhole: Neben der Sammlung mit vorspanischer mexikanischer Kunst sehe ich gute Sonderausstellungen mit moderner Kunst und Fotografie. Und als Bonus gibt es von der Dachterrasse einen tollen Blick über die Stadt.

In Cholula gibt es die (nach Volumen) größte Pyramide, die jemals von Menschen gebaut wurde. Auf den ersten Blick ist sie aber kaum zu sehen, es handelt sich um einen mit Gras und Bäumen bewachsenen Hügel, mit einer Kirche auf der Spitze. Statt sie freizulegen, haben Archäologen ein Tunnelsystem gegraben, das auch mehrere ältere kleinere Pyramiden im Inneren erschließt. Und durch einen Tunnel darf man hindurch! Von den übereinandergestapelten Pyramiden selbst ist dabei wenig zu erkennen, sie waren mit Adobeziegeln gebaut, mit einer Außenhaut aus Kalkstein und so sieht man vor allem Adobe und hin und wieder ein paar Stufen aus Kalkstein. Trotzdem ein cooles Gefühl. Und auf der anderen Seite befindet sich der ausgegrabene Vorplatz.

Cholula, Tunnel in der Pyramide
Cholula, Tunnel in der Pyramide

Als die Spanier hier ankamen, war die Pyramide bereits überwuchert und von einer neueren Großstadt einer jüngeren Kultur umgeben. Unter der Bevölkerung wütenden sie besonders heftig und bauten danach ein neues Städtchen (bzw. zwei, auf beiden Seiten der Pyramide: San Pedro de Cholula und San Andrés de Cholula) mit absurd vielen Kirchen und gleich zwei Hauptplätzen. Der Zócalo von San Pedro de Cholula ist für ein so kleines Städtchen völlig überdimensioniert. Allerdings gründeten sie auch bald in der Nähe „Puebla de los Angeles“.

Cholula, Pyramide und Popocatépetl
Cholula, Pyramide und Popocatépetl

Ich habe oft Fotos von Cholula gesehen, mit der Pyramide vor dem (am besten schneebedeckten und gerade eruptierenden) Popocatépetl. Leider handelt es sich oft um Luftbilder und ich suche einige Zeit nach einem geeigneten Standort. Das Beste, was ich finde, ist eine Brache neben der Schnellstraße nach Puebla, mein Motiv eingerahmt zwischen Beton und zum Glück auch ein paar Bäumen (ohne Schnee, ohne Eruption). Zu spät verrät mir ein Fotograf, dass es einen besseren Ort etwas weiter nahe der Universität gibt.

Den schönsten Blick auf die Berge hat man von der Pyramide selbst. Die Kirche auf der Spitze ist seit dem Erdbeben eine Baustelle und es waren sogar alle Wege hinauf abgesperrt. Aber bei Sonnenaufgang stört es wohl niemand, wenn man das Flatterband am Hintereingang ignoriert, ich war nicht der Einzige mit Kamera auf dem Stativ. Und diesmal hatte der Popocatépetl eine schöne Ascheeruption.

In der Umgebung besuche ich noch zwei interessante Kirchen. Beim Bau der Santa María de Tonantzintla ließen die Spanier den Indigenas besonders viel Freiheit. Einst stand hier ein Tempel für Tonantzintla, die Erdgöttin und Göttin der Mütter. Daraus wurde passend Maria. Und die Heerscharen an Engelchen, mit Früchten, Blumen, Schnörkeln umgeben, stellen wohl beim zweiten Hinsehen das Paradies des Regengottes Tlaloc dar… In der Nähe steht San Francisco Acatepec mit einer hübschen gekachelten Fassade.


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