Basare, Paläste, Moscheen und das Bergdorf Abyaneh
Auf dem Dach des Basars in Kashan
Im Städtchen Kashan sehen wir uns eine Reihe traditioneller Häuser aus dem 19. Jh. an, natürlich die Häuser der Reichen, Prunk und Kitsch. Die anderen bekommt man ja nicht gezeigt, wenn sie nicht längst abgerissen sind. Auf dem Rückweg werden wir nach einem Tee im Basar für ein ordentliches Trinkgeld auf das Dach des Basars geführt. Oben wandern wir vorbei an all den lehmverputzten Küppelchen und Kuppeln, eine skurrile Landschaft über den Dächern der Stadt. Am anderen Ende fanden wir keine Treppe, dafür eine Leiter, die eine Etage tiefer führte. Hier gab es ein Fenster, durch das wir in einen Laden schauten und siehe da, es gab eine Leiter. Der Ladenbesitzer war kaum verdutzt über unser Auftauchen dort oben, aber seine Kundinnen starrten uns an wie eine übernatürliche Erscheinung.
Auf dem Dach des Basars in Kashan
Ein kurzer Ausflug führt uns ein Dorf namens Abyaneh im Kuhrudgebirge, ein grünes Tal, hinter dem sich die braunen Häuschen wie übereinander gestapelt den Hang hinauf drängen.
Abyaneh
Qom ist die „qomservativste“ Stadt des Landes, all die Hardcore-Mullahs kommen von hier. Da wir als nicht-Muslime nicht in den Schrein dürfen, schauen wir nur kurz vorbei. Nirgends sonst haben wir so viele Bärtige in weitem Kaftan und Turban gesehen, die Frauen hingegen ganz in Schwarz. Von der konservativsten Stadt fuhren wir gleich weiter in die liberalste, nach Teheran.
Da hat sich Freiburg schon die schönste zur Partnerstadt erwählt. Die Parks und grünen Boulevards, der Fluss mit seinen alten Brücken und die Teehäuser (hier gibt es sie) laden zum Verweilen ein, sehr angenehm bei der Hektik auf den Straßen iranischer Städte, ein guter Ort um ein paar Tage zu bleiben. Großartiges Zentrum ist der riesige von Arkaden eingerahmte Imanplatz (17. Jh). Auf der Terrasse eines Teehauses rauchen wir eine Wasserpfeife und lassen unseren Blick über den lebhaften Platz schweifen, über den Palast, über die beiden Moscheen… und schlendern dann durch den bedeckten Basar bis hin zur Freitagsmoschee (Jameh-Moschee).
Jameh MoscheeJameh MoscheeJameh Moschee
Die Moscheen Isfahans sind vermutlich die eindrucksvollsten des Landes. Typisch sind die um einen Innenhof gruppierten Iwane, große quadratische Fronten, in denen eine halbe Kuppel nach innen führt. Hinter dem Iwan in Richtung Mekka befindet sich eine große zwiebelförmige Kuppel. Die Gebäude sind aus Ziegeln gebaut, Kuppeln, Portale, Minarette und Iwane sind jedoch vollständig mit Kacheln verziert, oft in türkis und blau, mit gelben Blumenmustern.
Sheich Lotfollah Moschee
Interessant ist auch das christliche (armenische) Viertel. Die Kirchen sehen von außen aus wie Moscheen, die Fresken im Inneren sind jedoch unverkennbar, besonders eindrucksvoll ist die brutale Darstellung des Jüngsten Gerichts.
Sheich Lotfollah Moschee
Im Teehaus unter einer der alten Brücken treffen wir eine Gruppe Rapper, die uns ihre homemade Musikvideos auf ihren Handys zeigen. Meine Frage, ob sie demnächst ein Konzert machen war etwas naiv, denn selbstverständlich sind solche Konzerte verboten. Alles was Spaß macht ist verboten, wie es einer von ihnen ausdrückt.
Khaju Brücke
In Isfahan wird uns aber auch bewusst, dass es trotz Verbot sehr wohl Alkohol in diesem Land gibt. Wir trinken mit einigen Iranern und vier anderen Touris Grappa, gemischt mit alkoholfreiem Bier. An Truckstops und in Teheran solle der Alkohol nur so zu fließen, so wird uns erzählt. Prost!
Basar
Ein anderes Bild geben die drei Jungs ab, die uns in einer Koranschule zu einem Gespräch auf ihrem Balkon einladen. Trotz allem Gerede vom friedliebenden Islam finden sie den Antisemiten Ahmadinedschad ganz gut. In einer Koranschule studiert man natürlich nicht nur, wenn man Prediger oder Korangelehrter werden will, sondern auch Richter usw., schließlich ist die Religion das Gesetz.
Basar
In iranischen Stadtbussen müssen Frauen hinten einsteigen und sind durch eine Barriere getrennt. In Überlandbussen sitzt man hingegen nicht getrennt.
Wir sehen auffällig viele Menschen mit verbundener Nase, es scheint in zu sein, sich diese richten zu lassen.
Die Wüstenstadt Yazd ist ein Gewirr aus engen Gassen zwischen Häusern aus lehmverputzten Lehmziegeln, braun in braun. Die Gassen wirken zum Teil unbewohnt und es ist ihnen nicht anzusehen, was für schmucke Innenhöfe hinter den Mauern versteckt sind. Die Menschen hier haben sich einiges ausgedacht, um das Leben in dieser heißen und trockenen Region erträglich zu machen. Am auffälligsten sind die Windtürme, die jede winzige Brise auffangen und in die Häuser umleiten, um dort für Kühlung zu sorgen. Die Höfe haben oft Wasserbecken und es gibt immer einen hübschen unterirdischen Raum, in dem es angenehm kühl ist. Das Wasser wird in Stollen von Quellen in den Bergen der Umgebung in die Stadt geleitet und in tiefen, ebenfalls windgekühlten Reservoirs gesammelt, die wegen ihrer Kuppeln auffallen.
Yazd
Die große Moschee in Yazd ist sicherlich eine der schönsten des Iran. Zwei hohe Minarette stehen nahe beieinander und bilden das Eingangstor in den Hof, im rechten Winkel dazu liegt die Kuppel hinter einem Iwan, wie die großen Portale genannt werden. Der Hof ist braun wie der Rest der Stadt, die Minarette und der Iwan hingegen sind mit Mosaiken aus blauen Kacheln verziert.
Große Moschee
Ganz ähnlich wie das Tor der Moschee sieht das Amir Chakhmagh aus, nur dass dahinter keine Moschee liegt. Es wurde nur als Kulisse für eine religiöse Feier gebaut.
Amir Chakhmagh
Wir machen einen Ausflug in die Umgebung von Yazd, zu halb verfallenen Dörfern (wieder aus Lehmziegeln) und zu einem Schrein der Zoroastristen. Die Wüstenlandschaft mit hohen Bergen ist verdammt beeindruckend und wir beneiden all die Overlander, die mit ihrem eigenen Auto unterwegs sind und sich für so etwas Zeit nehmen können.
Verwinkelte Basare in Shiraz und die Ruinen der antiken Perser in Persepolis (Iran)
Persepolis
In relativ kurzer Zeit errichteten die antiken Perser ein Reich, das von der heutigen Türkei bis an den Indus reichte. Bekanntlich klopften sie so heftig bei den Griechen an, dass diese nach heftiger Keilerei noch gleich den Marathonlauf erfanden. Persepolis war die repräsentative Hauptstadt, deren einziger Zweck es war, die Größe des Königs abzufeiern: an den Treppen, die zum Palast hinauf führen, zeigen Reliefs, wie zum Neujahrsfest die Abgesandten der unterworfenen Stämme den Tribut bringen. Die Stadt wurde von Alexander dem Großen niedergebrannt, aber die beeindruckenden Ruinen lassen noch einiges von der Pracht erahnen.
Basar in Shiraz
Shiraz hingegen war eher enttäuschend. Diese Residenzstadt aus dem 18. Jh. ist bekannt für seine Dichter und war bekannt für seinen Wein (den es selbstverständlich nicht mehr gibt). Der Reiseführer machte sie uns durch die schwärmerische Beschreibung von Parks und Teehäusern schmackhaft, nur gab es diese Teehäuser einfach nicht mehr. Finished. Iran, was ist nur mit deiner Teehauskultur los? Mir wird erklärt, dass Iraner seit der Revolution lieber zu Hause sitzen als im Teehaus. Allgemein hat die Revolution zu einer Flucht ins Private geführt, kein Wunder, lebt man doch in den Straßen unter den allgegenwärtigen Augen der Bildnisse zweier bärtiger Herren…
Basar in Shiraz
Ein eher skurriles Erlebnis hingegen war ein Besuch in der Märtyrermoschee. Erst wurden wir verwundert gefragt, was wir hier denn überhaupt wollen (oh, we are just tourists), dann wurden unsere Rucksäcke durchsucht, dann durften wir rein (keine Fotos), in Begleitung. Alles sah etwas unaufgeräumt auf. Der Innenhof der Moschee ist mit einem Fieberglasdach überspannt, deren Pfeiler etwas deplatziert wirken. Die Teppiche lagen nicht wie sonst in Reih und Glied. Alle zehn Meter stand auf einem Gestell eine große unförmige Klimaanlage, dazwischen Waschbecken und ein Handkarren. Ein paar Soldaten mit Kalaschnikows laufen vorbei. Es sah hier aus wie kurz nach einer Massenveranstaltung. Welche Märtyrer hier abgefeiert werden, ist mir allerdings nicht bekannt.
Von hier aus fahren wir nach Norden, quer durch das Zagrosgebirge. Vegetationslose Bergzüge, in Falten gelegter Kalkstein, zwischen denen es immer wieder weite intramontane Becken gibt, die zunächst saftig grün sind, aber Richtung Yazd immer trockener werden. Kurz vor Yazd türmen sich die Berge in spektakulären Klippen über der Straße auf, der höchste Gipfel hier ist über 4000 m hoch.
Reste aus dem Altertum am Rand der mesopotamischen Ebene im Iran
Zikkurat von Tschoga Zanbil
Wie ihr wisst, stieg in der mesopotamischen Ebene die menschliche Zivilisation aus dem Schlamm auf, den die Flüsse Euphrat und Tigris zu diesem Zwecke hergaben. Nun ist die heutige Zeit nicht sehr geeignet, um die im Irak gelegenen Ruinen von Babylon oder Ur zu besichtigen. Am Rand dieser Ebene, unweit der Grenze zu Irak liegt jedoch Shush, das vom dritten bis zum ersten Jahrtausend v. Chr. Hauptstadt des Elemitischen Reiches war, das sich im Schatten der benachbarten Großreiche entwickelte. Viel ist von damals freilich nicht erhalten und die besten Fundstücke wurden von den Franzosen in den Louvre geschleppt. Die mittelalterlich aussehende Burg wurde auch von den Franzosen gebaut, um die Ausgrabungen vor Angriffen der aufgebrachten lokalen Stämme zu schützen… Der Grund, in diese Gegend zu kommen liegt in der Umgebung: bei brütender Hitze schlendern wir um das Zikkurat von Tschoga Zanbil, das im 13. Jh. v. Chr. in der Nähe von Shush erbaut wurde. Die unteren Terrassen dieser aus Lehmziegeln erbauten Stufenpyramide sind gut erhalten, der obere Teil zu Hügeln verwittert.
Shush selbst ist ein unglaublich langweiliges Kaff, in dem es nicht einmal ein nettes Teehaus gibt. Dafür gibt es hier das Grab des Daniel (der mit der Löwengrube), das früher viele jüdische Pilger angezogen hat, die dem Ort einen gewissen Reichtum bescherten. Heute steht hier ironischerweise eine Moschee.
Zum Glück lernten wir einige Jugendliche kennen, sodass wir in einem Wohnzimmer bei Tee und Gesprächen die Zeit vertrieben.
Manchmal beschleicht uns schon ein mulmiges Gefühl, wenn ein Iraner sich vor Begeisterung die Hände reibt, nur weil wir Deutsche sind. Hin und wieder kommen kurze Bemerkungen zu Hitler und dann scheint es, dass sich diese Zuneigung auf das Morden unserer Großväter bezieht. Viele Iraner sind stolz auf ihre „arischen Wurzeln“, tatsächlich leitet sich der Name Iran von Aryan ab. Ein älterer Mann hingegen, in dessen Holzwerkstatt wir bei Tee lange Gespräche über Politik, Leben, Gott und die Welt geführt hatten, entschuldigt sich nach einer derartigen Bemerkung eines anderen, er meint, dass leider viele so denken. Aber er ist ein Beispiel für die vielen sehr positiven Bekanntschaften, die wir hier machen. Viele Menschen helfen uns bei allerlei Kleinigkeiten, laden uns zum Essen oder Tee ein. Und immer wieder kommt nach einigen Vorgeplänkel das Gespräch auf die Politik, auf die Unzufriedenheit mit der Regierung, die es sich mit der ganzen Welt verscherzt, Geld an die Palästinenser hinauswirft und keine Jobs schafft. Von der Scharia ganz zu schweigen, die vor allem der Jugend zu schaffen macht. Sie hoffen, dass es wieder zu Reformen kommt. Viele wollen in ein anderes Land, Dubai oder Europa, wo das Leben einfacher ist.
Also Sprach Zarathustra: Ruinen an einer merkwürdigen Karstquelle
Takht-e Soleiman
Inmitten sanfter grüner Hügel liegt, fast wie ein Kratersee, ein tiefer, kreisrunder Quellsee auf einem von ihm selbst aufgebauten Travertinhügel (vgl. Bewegte Bergwelt). In der Spätantike, zur Zeit des Sassanidenreiches, war dies ein wichtiger Ort der Zoroastristen. Um den See stehen daher die Ruinen eines Feuertempels und von Palästen. Der Hügel ist von einer mächtigen Mauer aus der Mongolenzeit umgeben.
Takht-e Soleiman
Einige Kilometer entfernt ragt ein 100 m hoher, steiler Travertinberg kegelförmig aus dem weiten Tal auf, Zendan-e Soleiman (Salomons Gefängnis). Wir klettern hinauf und lassen den Blick die senkrechten Wände eines 80 m tiefen Loches hinunterfallen. Auch dies war einmal ein Quellsee, der den kompletten Berg aufbaute. Risse, die bei Erdbeben entstanden, ließen den See jedoch auslaufen. In der Umgebung gibt es noch weitere Travertinhügel, alle reihen sich entlang einer Linie auf.
Zendan-e Soleiman
Wir fahren weiter nach Sanandaj in Kurdistan. Vor allem ältere Menschen tragen hier traditionelle kurdische Kleidung, die Frauen bunte Gewänder, die Männer weite Hosen wie Zelte. Sie dürfen erst seit den Reformen durch Kathami ihre traditionelle Kleidung wieder tragen. Mit der Unterdrückung der kurdischen Kultur hat sich das Regime hier nicht gerade viele Freunde gemacht, wie uns immer wieder beteuert wird.
Das Essen im Nahen Osten ist nun einmal ziemlich fleischdominiert und so kann es, wenn man mit einem Vegetarier zusammen reist, ziemlich anstrengend sein, etwas zu essen zu bekommen. Da läuft man zum Beispiel stundenlang durch die Gassen eines türkischen Basars, links und rechts bruzzeln leckere Schisch Kebab und Köfte neben Tomaten auf dem Holzkohlengrill, mit Hackfleisch gefüllte Auberginen und andere Leckereien erfüllen die Gassen mit einem Duft, der mir das Wasser im Mund zusammen laufen lässt. Aber wir sind nun einmal auf der Suche nach einem mittelmäßigen Restaurant, in dem es auch etwas vegetarisches gibt…
Im Iran ist es noch komplizierter, denn hier gibt es keine ausgeprägte Restaurantkultur wie in der Türkei. Ein paar Fastfoodbuden mit Hamburger und Kebab, dann ein oder zwei Restaurants, gut versteckt in einem Keller oder dritten Stock (mit einem Schild auf arabischer Schrift), das war’s. Und Pide oder Börek gibt es hier auch nicht… Dafür um so mehr Eisdielen.
Als wir mit einem Minibus an der Grenze ankamen (von Dogubayazid), standen auf der türkischen Seite mehrere Busladungen voll IranerInnen, die sich um die beiden offenen Schalter drängelten, schubsten, riefen und schimpften, ihre Pässe schwenkten… Es dauerte Stunden, bis wir endlich den Ausreisestempel im Pass hatten. Ich ärgerte mich schon ein wenig, dass wir ausgerechnet heute, am ersten schönen wolkenfreien klaren Tag (gestern war der Ararat gar nicht zu sehen gewesen und ein paar Tage spaeter wird es wegen des Windes wieder diesig und staubig sein) mit Warten und Busfahren verbringen statt mit wandern, aber wir haben nun mal noch viel vor uns und so weiter…
Auf der iranischen Seite war zunächst einmal das große Schiebetor geschlossen, aber nachdem uns geöffnet worden war, ging alles ganz schnell. Ein herzlich „Willkommen“, kurzes getippe, Stempel, fertig.
Wir machten uns gleich weiter auf nach Täbris, eine Stadt, die für ihren Basar bekannt ist. Hier sind wir einigermaßen überrascht, dass die Frauen nicht wie erwartet komplett schwarz verhüllt sind. Die Kopftücher werden weit hinten getragen, sodass einiges Haar zu sehen ist, das schwarze Gewand ist oft kurz, damit die Jeans darunter zu sehen ist… Unter jüngeren Männern sind Vollbärte verpönt, dafür sehen wir viele mit Ziegenbärtchen, hin und wieder lange Haare und bunte Hosen…. Manche Iraner betonen gar, das sei ein freies Land, was schon etwas arg übertrieben ist. Immerhin ist es z.B. noch ein Fall für die Polizei, wenn ein unverheiratetes Paar beim Händchen halten erwischt wird (einer Frau zur Begrüßung die Hand reichen geht natürlich auch nicht) und ungestört treffen können sich Jungs und Mädels auch nicht. Aber auf jeden Fall hat sich mit den Reformen vor einigen Jahren einiges geändert.
Eine weitere Überraschung ist, dass die Preise im Iran in der letzten Zeit stark gestiegen sind, alles kostet etwa 3-mal mehr als im LP steht. Das ist insofern wichtig zu wissen, weil im Iran weder EC- oder Kreditkarten noch Travellercheques akzeptiert werden. Nur Cash, den man somit in Mengen herumschleppen muss. Gewöhnungsbedürftig ist zudem, dass Iraner bei Preisen prinzipiell eine Null weglassen: sagen sie hundert, so meinen sie 1000 Rial usw.
Rote Neonröhren scheinen in zu sein im Iran, kaum ein Schaufenster kommt ohne aus und so sind nachts ganze Straßenzüge mit rot leuchtenden Arabesken verziert.
Siebenmal größer als der Bodensee ist der abflusslose und stark alkalische Vansee im Osten der Türkei. Südlich liegt das verschneite Taurusgebirge, während sich im Westen und Norden eine Kette von Vulkanen entlangzieht, die bis zum Ararat reicht. Am auffälligsten ist der weiße Kegel des Süphan Dagi im Norden, der sich aber fast ständig in Wolken verhüllt.
An den See kamen wir mit einem Nachtbus, in dem wir kaum Schlaf fanden, der Bus zitterte und vibrierte wie Espenlaub im Sturm, da der Fahrer wie ein Berserker fuhr. Vielleicht musste er ja daran denken, dass die PKK zwei Tage zuvor nicht allzu weit weg, in der Provinz Batman, einen Bus in die Luft gejagt hat… In Tatvan, am Westrand des Sees, trafen wir dann auch 2 Stunden zu früh, nämlich um 5 Uhr morgens ein. Wir schleppten uns zunächst erfolglos zu einem Hotel und noch zu einem zweiten, aber in dem einem rührt sich auf unser Klopfen nichts und im anderen öffnet nach penetrantem an die Tür Hämmern ein Typ mit wütendem Gesicht, der uns einfach wieder wegschickt. Wir fanden ein Restaurant, das um diese Zeit schon Fleischsuppe als Frühstück aus schenkt und nahmen dann trotz Übermüdung ein Taxi zum Vulkan Nemrut (der mit dem anderen Nemrut nur den Namen gemein hat).
Nemrut Dagi hat eine schöne Caldera mit 7 km Durchmesser, die mit allerlei Innereien wie Seen, Staukuppen und Obsidianströmen gefüllt ist. Nur leider zog es schon auf dem Weg hinauf immer mehr zu und nach einem kurzen Spaziergang im Inneren standen wir in einem heftigen Schneegestöber, das in wenigen Minuten alles weiß überzuckerte. Mangels Sicht machten wir uns auf den Rückweg. Dabei mussten wir zweimal unser Taxi anschieben, das mit seinen abgefahrenen Reifen auf der frisch verschneiten Piste keine Chance hatte… Den Rest des Tages holten wir den dringend benötigten Schlaf nach.
Auf einer Insel im See Namens Akdamar sehen wir unsere erste armenische Kirche. Sie ist größer, als ich erwartet hatte, und reich verziert mit Reliefs. Ein schönes Bild mit dem See und den Bergen im Hintergrund.
Van ist eine moderne Stadt einige Kilometer abseits vom See. Am Busbahnhof spricht uns ein junger Mann mit wuscheligen Locken und schwarz-gelber Lederjacke in perfektem Englisch an. Er versteht es überhaupt nicht, warum Europäer nach Asien reisen. Für ihn ist es wie ein Gefängnis, sagt er. Er wirkt hier wie ein Fremdkörper und fühlt sich auch so. Tatsächlich kommt er aus Afghanistan, war eine Zeit in einem Nest im Iran (wo er aber nicht arbeiten durfte) und ist jetzt hier. Er jobbt in einer Schule, darf aber nicht von Van weg. Wir haben es gut, meint er, wir können hier her, uns anschauen, wie es ist und dann wieder wegfahren.
Das Highlight des Nachtlebens dieser Stadt ist eine kurdische Bar im oberen Stockwerk eines Betonblocks, eine Band spielt viel zu laut Ethno-Rock. Der Raum ist durch eine Stufe in zwei Hälften geteilt, aber nicht etwa in Raucher und Nichtraucher, sondern in gemischte und rein männliche Tische! Immerhin gibt es hier Frauen im Gegensatz zu den Teehäusern in der türkischen Provinz, die eine rein männliche Domäne zu sein scheinen.
Tatsächlich gibt es auch ein altes Van am Seeufer aus der Zeit 900-600 v. Chr., über den Grundmauern dieser Stadt thront auf einem hohen Fels eine Festung, in der auch eine in den Fels gehauene Inschrift in Keilschrift zu sehen ist.
Wir sind überrascht über die relativ geringe Militärpräsenz in der Region, vor allem mit dem Hintergrund, dass die Türkei die letzten Tage wieder Operationen im Irak gegen Stellungen der PKK durchgeführt hat. Erst kurz vor der iranischen Grenze werden wir kontrolliert.
Dogubayazid
Das Grenzstädtchen Dogubayazid liegt in einer beeindruckenden Landschaft zu Füßen des Ararat. In der Nähe liegt in den Bergen ein romantisches Schlösschen, das sich mit seinem Hof, Minarett, der Kuppel und den reich verzierten Portalen perfekt in die Felsen und Täler der Berge einschmiegt.