Holiday in Cambodia

Über die Khmer Rouge

… It’s tough, kid, but it’s life …

Seit die Scheibe der Dead Kennedys herausgekommen ist, ist einige Zeit vergangen und von der Zeit der Khmer Rouge ist nicht viel merkliches übrig geblieben. Die Minenopfer, die vor den Tempeln in Angkor musizieren oder am Strand in Sihanoukville betteln, erinnern an die vielen unmarkierten Minenfelder; die schockierenden Bilder im Gefängnis S-21 mahnen wie die aufgestapelten Schädel am Killing Field. Mir fällt auf, dass es verdammt wenige Menschen in meinem Alter gibt. Um so mehr Kinder…

Es ist unfassbar, zu welchem Wahnsinn die Idee einer befreiten Menschheit auf dem Umweg über Mao mutieren kann: während Marx immerhin der Bourgeoisie zugestanden hat, die Menschheit aus der Idiotie des Landlebens gerissen zu haben (sorry an alle Landkommunen-RomantikerInnen), wollte Pol Pot die ideale Bauerngesellschaft aufbauen und zwang daher alle Stadtbewohner, sich auf Feldern abzurackern, um das „Arbeiten zu lernen“. Phnom Penh wurde zur Geisterstadt, Intellektuelle und Akademiker (es reichte schon, eine Brille zu tragen) wurden genauso umgebracht wie die Stützen der alten Gesellschaft und letztlich auf Verdacht auch die eigenen Kader – oft auf grausame, Munition sparende Weise. Massenhaft wurde gefoltert und vergewaltigt und die Essensrationen waren winzig, da mit dem produzierten Reis Waffen von China gekauft wurden…

Aus dem ursprünglichen Kampf um die Gleichheit der Genüsse für alle Individuen wurde die totale Gleichmacherei und Uniformierung und der Kampf gegen alle Genüsse. Gleichzeitig führte der Wahn, das Land auf die Größe des historischen Khmer-Reiches auszudehnen, unweigerlich zum Krieg mit dem sozialistischen Vietnam… (und schon vor 1000 Jahren war China mit den Khmer im Krieg gegen ein Königreich in Zentralvietnam verbündet…). Die Vietnamesischen Soldaten machten letztlich dem Spuk ein Ende, inzwischen sind aber rund 2 Millionen durch Hunger oder Mord gestorben – rund 1/4 der Bevölkerung! (Natürlich, die Zahlen sagen nichts, nur die schrecklichen einzelnen Details.) Das sozialistische China, das die Khmer Rouge unterstützt hatte, marschiert später im sozialistischen Vietnam ein, um „eine Lektion zu erteilen“. Und in Kambodschas Hinterland kämpfen die Khmer Rouge noch einige Jahre weiter, bewaffnet durch China und Thailand (und indirekt den USA), die wiederum dadurch den Einfluss Vietnams eingrenzen wollen… Geschichte ist manchmal kompliziert und meist blutig!


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