Die Chocolate Hills auf Bohol

Ein schönes, sehr regelmäßiges Beispiel von klassischem Kegelkarst auf den Philippinen

Chocolate Hills vom offiziellen Aussichtspunkt
Chocolate Hills vom offiziellen Aussichtspunkt

Ein sehr schönes und relativ bekanntes Beispiel von tropischen Karstlandschaften (s.a. Bewegte Bergwelt) sind die Chocolate Hills auf der Insel Bohol, sehr symmetrische kegelförmige Hügel, die in großer Zahl regelmäßig auf einer Ebene angeordnet sind (was aber vor allem auf Luftbildern gut zu sehen ist). In der Trockenzeit sind die Hügel braun und zumindest im Licht der auf- oder untergehenden Sonne wirken sie wirklich schokoladig. Zumindest manche Hügel, denn viele sind von grünem Wald bewachsen.

Ich lese widersprüchliche Entstehungsmodelle, beispielsweise im Museum in Tagbilaran ein weniger einleuchtendes mit Erosion durch Wellen und Flüsse. Eher handelt es sich um ein besonders regelmäßiges Beispiel von Kegelkarst, einer Landschaftsform, die sehr typisch für die Tropen ist. Das liegt daran, dass im tropischen Klima Pflanzen rasch wachsen und Pflanzenmaterial im Boden rasch wieder abgebaut wird, was große Mengen organischer Säuren freisetzt. Diese lösen den Kalkstein auf — und das passiert am wenigsten dort, wo bereits ein Hügel ist. Im Vergleich zu anderen Beispielen wie den Karsttürmen bei Guilin (China), in Halong Bay (Vietnam) oder in Südthailand sind die Chocolate Hills noch relativ klein, es handelt sich noch nicht um hohe Felsen, sondern eben um Hügel, die noch mit Boden bedeckt sind.

Der ziemlich touristische Hauptaussichtspunkt scheint tatsächlich einer der besten Aussichtspunkte zu sein. Eine Straße führt bis auf halbe Höhe eines Kegels zu einem Restaurant. Die Terrasse auf dem Gipfel ist eine furchtbare Bauruine mit aus dem Beton wucherndem Baustahl, nur wer über die Absperrung klettert, bekommt ein Foto ohne Stahlbeton. Als endlich die sinkende Sonne unter einer großen Wolke auftaucht und die Hügel aufleuchten, suche ich nach Positionen, aus denen die Massen mit Selfiestick nicht zu sehen sind. Kurz bevor ich auf den Auslöser drücke, höre ich ein surrendes Geräusch und schon steigt vor mir eine weiße Drohne auf, die nun penetrant im Blickfeld meiner Kamera hin und her fliegt. Das war auf dieser Reise bereits die fünfte Drohne, die mir begegnet, vermutlich werden diese nervigen Geräte in wenigen Jahren jeden Aussichtspunkt der Erde umschwirren und jedes Foto ruinieren, das vom Boden geschossen wurde.

Chocolate Hills
Chocolate Hills

Ich suche auch nach weiteren Aussichtspunkten. An der Hauptstraße zweigt 300 m südwestlich des Abzweigs zum Main View Point eine schmale, nicht asphaltierte Straße ab, neben dem Qaud-Verleih. Auf dieser erreicht man nach 600 m auf der rechten Seite einen Hügel, auf den ein Pfad hinauf führt. Ich versuche noch zwei weitere Hügel, einer mit spärlichen Wegspuren, der andere ohne. Der steile Boden ist ganz schön rutschig und man muss insbesondere beim Absteigen sehr vorsichtig sein. Leider war der jeweilige Ausblick nie so gut wie beim kommerziellen Hauptaussichtspunkt.

Um die Chocolate Hills zu besuchen, lohnt es sich, in Tagbilaran ein Motorradrad (bzw. einen Scooter) zu leihen und in zwei oder drei Tagen auch andere Attraktionen der Insel anzusteuern. Darunter ist eine Zuchtstation mit winzigen Koboldmakis in einem großen Freigehege, und der Fluss bei Loboc, von mit Urwald bewachsenen Bergen umgeben, über den schwimmende Restaurants mit laut schallender Musik schippern — schönster asiatischer Kitsch.


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